Die Philosophie der Sucharbeit
Die Philosophie in der Sucharbeit ist simpel und einfach. Es ist ein Spiel, und es muss immer ein Spiel bleiben. Um eine Ausbildung beginnen zu können, bedarf es bestimmter Regularien und dem Nachdenken über grundlegende Dinge.
Auf eine Spur kann der Hund nicht gezwungen werden. Vielmehr muss er mit all seinen Sinnen auf das stärkste individuelle Geruchsfeld fokussiert werden. Das braucht seine Zeit. Das Zauberwort nicht nur zur Motivationsfindung heißt kurze, aber auch lange Intensities.
Intensities, zu Deutsch Verstärkung, sind Grundlagen dieses Spiels, die den Hund dazu bewegen, sich auf einer frischen Spur schnell sowie gezielt vorwärts zu bewegen. Mit den Intensities ist nicht nur eine gezielte Motivationssteigerung zu erreichen, sie dienen auch dazu den Hund bei Problemstellungen auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren.
Zum besseren Verständnis: Die Fokussierung auf die Spur durch die „Spielverstärkung“(Intensity) wird im weiteren Verlauf der Ausbildung ständig eingefordert. Die Grundlagenarbeit beinhaltet mehrere Details und begleitet das Team nicht nur während der Ausbildung. Es sind Grundschritte, die den Nasenspezialisten vor jeder Ausbildung oder im Einsatzfall zu größerem motivieren sollen. Diese Schritte können wie folgt aussehen: Die Anfänge der Suchspiele sollten auf großflächigen und unbegrenzten Feld-, Wald- und Wiesengelände, gelegt werden. Der HF stellt sich mit seinem Hund an einem fiktiven Punkt auf. Der Trailleger offeriert dort dem Hund den Geruchsartikel und zeigt ihm auch seine Belohnung, hier je nach Motivierbarkeit des Hundes eine nicht zu kleine Futterration oder das in Erwartung stellen des Spielgegenstandes. Nach dem Anschirren des Hundes entfernt sich der Trailleger und wenn er in einer noch überschaubaren Entfernung stehen bleibt, kann der Hund die Distanz nach Aufforderung durch den Hundeführer überwinden.
Zu Beginn ist es wichtig in kleinen Schritten unseren Spezialisten verständlich in dem Spiel anzuleiten. Hat der Hund verstanden sich von seinem Startpunkt gezielt bis zum dem erstmal offen stehenden Trailleger hinzuarbeiten, sprich zieht er seinen als „Bremsklotz“ fungierenden Hundeführer am Ende der Leine hinter sich her, wird das Spiel Schritt für Schritt erschwert. Ein recht wichtiger Punkt ist es dann, dem Hund sehr schnell eine Sichtunterbrechung zu dem weglaufenden Trailleger zu bieten, damit er mit seiner Nase die vorhandene Geruchsspur wahrnehmen kann und nicht auf Sicht hinter dem Trailleger her hetzt. In der Vielzahl von Wiederholungen und gegebenenfalls auch Rückschritten klärt man für den Nasenspezialisten sehr schnell, was er zu tun hat und um was es ausschließlich geht. Dieses Spiel ist an jedem Ort und mit jeder Ablenkung immer wieder interessant, wenn die in Aussicht gestellte Belohnung den Hund motivieren kann.
Im weiteren Verlauf der Ausbildung zeigt sich, dass der Nasenspezialist frei von räumlichen Begrenzungen die verschiedensten Bodenverhältnisse sicher annimmt und der vorgegebenen individuellen Geruchsspur recht bald bei einem konsequenten Spielaufbau folgt. Stark belastende Ablenkungen werden durch die kurze und schnelle Arbeit mit der Spielverstärkung, hier Intensities, für den Hund unwichtig, und er fokussiert seine Sinnesleistungen auf die gestellte Aufgabe, da er auch an seine begehrte Belohnung gelangen möchte. Es hört sich einfach an, trotzdem sind es viele kleine Mosaiksteinchen, die nacheinander zusammen gefügt werden müssen und unseren vierbeinigen Begleiter zu Größerem wachsen lassen.
Wenn man nicht Schritt für Schritt hintereinander setzt und auf die Individualität des einzelnen Hundecharakters achtet, können sich Fehler einschleichen. So hat es sich als unzweckmäßig erwiesen im Zuge der Ausbildung Trainingsabläufe ausschließlich auf Innenstadtbereiche, begrenzte Asphaltstrecken oder gar nur auf befestigte Feld-, Wald- und Wiesenwege zu reduziert. Die begrenzten Wegstrecken, Bürgersteige und Straßenführungen mit angrenzenden Häuserzeilen leiten und lenken unseren Vierbeiner. Auch verschiedentlich genutzte Markierungsmöglichkeiten (Fähnchen/ Kreidemarkierungen, etc.) um dem Hundeführer seine Arbeit zu erleichtern, schließe ich persönlich für die Ausbildung aus. Diese Markierungen führen dazu, dass der Hundeführer mit seiner Körpersprache und über die Leine bewusst oder unbewusst auf den Hund einwirkt, um den sichtbaren Markierungen folgen zu können.
Ähnlich dem Prinzip eines Lenkdrachens übernimmt der denkende Zweibeiner in so einem Fall schnell die Führung. Gut gemeint, doch fördert es nicht den Bereich der eigenständigen Suche durch den Hund. Es hat sich bewährt, die Übungslagen so kurz als möglich zu halten. Lange konzentrierte Suchdistanzen sind für ein schnelles Lernen des Hundes eher hinderlich, da er sich bei aufkommender Langeweile und Überforderung sehr schnell durch Reize von Außen und Nachgehen seiner eigenen Interessen ablenken lässt. Unser Vierbeiner kümmert sich dann lieber um die „Tages-News“, die er an jeder Ecke von anderen Hunden findet und „lesen“ kann. Mit der Gedankenstütze „In der Kürze liegt die Würze“ liegt das Ausbildungsziel recht nah.