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Taktik....?

Ein Wort, dass Zweckmäßigkeit mit festgelegtem, planmäßigem Vorgehen wie auch Verhalten in Ergebnisse umsetzt. Als einfache Definition: optimaler Einsatz von Personal und Material unter Berücksichtigung möglichst vieler Wahrscheinlichkeiten!

Das heißt für uns, bzw. den entsprechend Verantwortlichen für die Koordination und Leitung des Rettungshundeeinsatzes i. d. R. das Sammeln von Fakten und das Abgleichen von Unwägbarkeiten für die Einteilung des Personals:

Er führt eine Lagebeurteilung durch!

- Anzahl der HF
- Anzahl der Helfer
- Größe des Suchgebietes
- Besonderheiten des Suchgebietes
- Berücksichtigung potenzieller Verhaltensweisen, anhand des Vermisstenprofils

 der in einem Einsatz Führungsaufgaben zu erfüllen hat, hat sich mit taktischen Maßnahmen entsprechend seines Tätigkeitsfeldes auseinander zu setzen.

In unserem Fall auch der HF, der sowohl die Führung seines Hundes wie auch der ihm unterstellten Helfer, übernimmt.

Gesamtstrategie: Die Taktik, die man als Gruppe wählt, welches Gebiet man nach welchem Grundschema absucht und wie die Verteilung der Helfer, Kommunikation, Orientierung etc. läuft.

Einzeltaktik: Die Taktik, die jedes einzelne Team in einem für sie speziellen Szenario wählt, sollte sich den situativen Bedürfnissen anpassen lassen.

Ausarbeitung von Geländeteilen

Hier ist immer wieder die Rede von diversen Suchtaktiken:

Querwindsuche, Parallelsuche, Grobsuche, Feinsuche, Voraussuche, Zick-Zack-Revier, Punktsuche, Suchkette, Wegsuche, Hangquersuche, Korridorsuche, etc.

Für uns stellen sich im Wesentlichen zwei strategisch wichtige Unterscheidungen für die Suche dar.

Tag und Nacht

Es geht auch nicht um die Frage ist auch nicht ob es möglich ist in der Nacht ein großräumiges Flächengebiet abzusuchen sondern ob es sinnvoll und effektiv sein kann? Und ob und wie man gegebenenfalls seinen Sorgfaltspflichten genügen kann?

Unabhängig des sich bietenden Szenarios muss die Verhältnismäßigkeit und Effektivität des Einsatzes und Aufwandes gegeben sein.

Beobachtet man RH-Teams wie sie bei Tag ein recht großes Gebiet absuchen, merkt man auch hier sehr schnell, dass abseits der Wege eine Orientierung zunehmend schwerer fällt (trifft sicher nicht auf alle zu, die Wahrscheinlichkeit das Nachfolgende zu beobachten, ist recht groß), der Fokus des HF wird zum Teil vom Hund auf diverse andere Faktoren abgelenkt und die Konzentration verlagert sich. Nicht der Hund in seinem Tun steht weiter im Mittelpunkt des Interesses, sondern die Einteilung des Geländes mit der Vorgabe es vollständig abzusuchen.

Die „Probleme“ die sich daraus ergeben sind in der Regel offensichtlich:

- Verlust der Kontrolle über das Verhalten des Hundes,
- verringerte Wahrnehmung von auffälligen Verhaltensweisen seines Hundes
- keine klare Abgrenzung der bereits vom Hund durchstöberten Gebiete möglich,
- doppelte Beschickung der Geländes = Vergeudung von Ressourcen
- Auslassen von Geländeteilen
- kein Überblick über Gefahrenquellen, veränderte Geländestrukturen
- Verselbständigung des Hundes


Die Eingangs erwähnten Taktiken sind alle theoretisch mögliche Namensväter für bestimmte Suchweisen, einsatztaktisch ergeben sie einzeln betrachtet in der Regel jedoch wenig Sinn, denn selten haben wir bilderbuchmäßige Suchgebiete, die man anhand einer zuvor ausgedachten und evt. perfektionierten Strategie absuchen kann. Wenn ich aber als HF den Hund weit abgesetzt von mir suchen lasse, mit dem Wissen um die Fähigkeit seiner Riechleistung, nehme ich mir jede Möglichkeit auf Geländeveränderungen adäquat zu reagieren und die Fähigkeiten meines Vierbeiners optimal zu nutzen.

Die Suchtaktik kann daher immer nur sein, Teilbereiche abzusuchen und durch die einzelnen Teilbereiche großflächige Gebiete zu erarbeiten.

Die Suchtaktik des Einzelnen jedoch entwickelt sich auch immer an den individuellen Vorlieben dieses Teams, nutzt angebotene Verhaltensweisen des Hundes optimal und gleicht Schwierigkeiten des HF durch Wissen um seine Stärken aus.

Und was soll das jetzt heißen??
Arbeiten außerhalb des Sichtfeldes?

Völlig unabhängig von der Tatsache, ob es sich hier um einen Hund handelt, der sich über große Distanzen entfernt oder es sich um ein Suchgebiet handelt, dass einfach schlecht überschaubar und einsehbar ist, entsteht folgende Problematik:

keine Kontrolle über das abgesuchte Gebiet
keinen Überblick über das Verhalten meines Hundes
die Geländestruktur kann nicht eingeschätzt oder bewertet werden
Gefahren können nicht erkannt werden

So stellt sich die Frage, ob der Einzelne im Zweifelsfall der Frage nach der Sorgfaltspflicht gerecht werden kann?

 Was versteht man unter optimaler Einsatz?

Wir wissen aus langjähriger Erfahrung, dass es einen optimalen Einsatz nicht
geben kann. Was man sich vor Augen halten sollte ist, die
Leistungsfähigkeit des Hundes optimal einzusetzen. Daraus resultiert
auch, sich als HF darüber im Klaren zu sein, dass es nicht sinnvoll ist, seinen
Hund stundenlang suchen zu lassen. Kurze, zeitlich begrenzte Suchen erhöhen
in diesem Zusammenhang die Arbeitsleistung des Teams und geben so die
Möglichkeit in Zusammenarbeit mit Anderen schnell und sicher Geländeteile
abarbeiten zu können, mit dem Ziel, die in diesen Geländeteilen befindlichen Personen aufzufinden.

 Nachts nicht suchen?

Wir sind uns durchaus im Klaren, dass die nächtliche Suche vielen Staffelmitgliedern geradezu entgegenkommt, da sie tagsüber einen Job oder sonstige Verpflichtungen haben, denen sie nicht ohne weiteres fern bleiben oder sich entziehen können und der Aufwand zur Teilnahme an einem Sucheinsatz so deutlich geringer ist.

Nicht vergessen werden sollte jedoch in diesem Zusammenhang, dass auch Führungskräfte bei den HiOrgs Fürsorgepflichten gegenüber den ihnen unterstellten Helfern haben.

Das Mittel der Wahl ist die nächtliche Suche definitiv nicht!!!

Es spricht nichts dagegen so eine Art „Ersthelfermaßnahmen“ einzuleiten, wie zum Beispiel Wegränder abzusuchen. Vollständiges Absuchen von großflächigen Waldabschnitten laufen unter Berücksichtigung aller Faktoren hier eher unter „ein Versuch war es wert“ und falls nicht an anderer Stelle aufgefunden oder heimgekehrt, suchen wir das Gebiet morgen dann noch mal gründlich ab!!

 Auslassen von Geländen? Aber mein Hund kann doch weit entfernte Witterungen aufnehmen!

Es ist schon richtig, dass der Hund Gerüche weit aus besser wahrnehmen kann,
als wir es uns vorstellen können. Wichtig ist es an dieser Stelle das Gelände für
sich als HF einzuteilen, um auch im Nachhinein sicher die Freimeldung geben zu
können. Die Strukturen in einem Gelände können es auch für unsere Supernasen mitunter unmöglich machen eine zu suchende Person zu
wittern.


Drum sei an dieser Stelle der Hinweis angebracht, sich nach einer klaren Lagebeurteilung Abschnitt für Abschnitt vorzunehmen. Mittels der Lauf- und Nasenleistung des Hundes ist es schnell möglich, einem menschlichen Geruchsfeld auf die Spur zu kommen und diese bis zur Person sicher auszuarbeiten.

Verselbständigen des Hundes?

Seit neuestem gibt es den Begriff „Standbymodus“ für Hunde, die sich um ihre Belange kümmern, je nach Temperament mehr oder weniger langsam durch den Wald laufen und nur dann „reagieren“, wenn sie tatsächlich Witterung wahrnehmen.

Wie gesichert dieses Verhalten zu betrachten ist und ob man damit in der Tat die Freigabe eines derart abgesuchten Geländes geben kann, muss in dem Fall dem einzelnen Hundeführer und der zuständigen Führungskraft überlassen werden.

Die Frage die sich jeder selber stellen sollte ist, ob er so der notwendigen Sorgfaltspflicht gerecht werden kann?

 Taktik individuell?

Auf jeden Fall!

Die Taktik, die jedes einzelne Team in einem für sich speziellen Szenario wählt, sollte sich den situativen Bedürfnissen anpassen lassen.

Gefragt ist daher sicher keine starre Taktik, sondern eine flexible Vorgehensweise unter Berücksichtigung der Sorgfaltspflicht, kombiniert mit planmäßigem Handeln und einem strukturierter Ablauf.

Hier steht an vorderster Stelle die Sicherheit im Handlungsablauf einer Suche sowie dem Wissen über das zielgerichtete Verhalten des eigenen Hundes.
Die Sicherheit mit und im Umgang mit seinen Teampartnern und Führungskräften tut dann ihr übriges.

Weiterhin ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist es, dass der Hund weiß, was er zu tun hat. Nach Ausführen des Rituals sucht der Hund schnell das vorgegebene Gelände ab. Für den HF ist es nur wichtig, nachhalten zu können, wo der Hund gewesen ist, sich auffällig verhalten hat oder welche Abschnitte nun gänzlich vergessen wurden.