Ablaufplan Wohnumfeld, Lebensmittelpunkt

Zurückliegende Statistiken des Bundeskriminalamtes zeigen im Verlauf eines Jahres auf, dass rund 10000 Personen in Deutschland als vermisst gemeldet wurden. Das sind 200 - 300 Fälle pro Tag. Auch muss man wissen, dass sich etwa in einer Woche rund 50% der Vermisstenfälle durch Rückkehr der gesuchten Personen erledigt haben. In einem Monat erledigen sich selbst rund 80% der angefallenen Vermisstenanzeigen mit Lebenszeichen durch die Gesuchten. 

Recht häufig verlassen Personen aus undefinierten Gründen ihren Lebensmittelpunkt, ihr Lebensumfeld. In welchem Fall nun der Einsatz eines Mantrailer-Team notwendig erscheint, bleibt den anfordernden Behörden überlassen.

Die Beurteilung solcher anfallenden Einsätzen zeichnen sich als schwierig heraus, da nur vage Informationen zu der vermissten Person und deren Beweggründen bestehen. Das was einem vor Ort an Informationen übermittelt wird, ist nicht immer zielführend. Es kann auch schnell dazu führen, dass man sich durch die Übermittlung beeinflussen lässt und falsche Schlüsse zieht.

Der Einsatz eines Mantrailer-Teams soll zur Informationsgewinnung wie auch zu einem Auffinden der Person führen. 

Die Beurteilung eines Wohnumfeldes ist in jedem Realfall besonders zu betrachten. In der Regel beginnt es mit der Auswahl der Scentartikel vor Ort. Aus dem durch die Person genutzten Zimmer, Wohnung, Haus einen „guten“ Scentartikel zu verifizieren und fachgerecht in Verwahrung zu nehmen, ergeben sich schon unerwartete Schwierigkeiten. 

In der Regel leben die zu suchenden Personen selten alleine an dem Ort. Mitbewohner, Pflegepersonal, Verwandte und Bekannte sind zu gegen. Haben schon nach ihrem Angehörigen gesucht, dass Wohnumfeld betreten und auch durch Anwesenheit in den Räumlichkeiten unbewusst Kontaminationen vorgenommen. Es lassen sich zu keinem Zeitpunkt alle Unwägbarkeiten vor Ort ausräumen um schlussendlich ein immer gleichbleibendes Ergebnis, sprich den Fund der Person zu erlangen. Doch hängt sehr viel von der Qualität der Ausbildung, den eigenen Erfahrungen und der sachgerechten Beurteilung solcher Realfälle ab. Das Wissen und die Erfahrung erlangt man nicht mit den Vielfach angebotenen “Einsatzseminaren”.

Die Personen bewegen sich häufig in ihrem Wohnumfeld, nutzen die unterschiedlichsten Wege um ihren Tätigkeiten und Erledigungen nachzugehen. Es ist mal gezielt, mal undefiniert, gleicht keinem trainiertem Muster aus den absolvierten Trainingseinheiten.

Es ist die Suche nach dem Anfang der „richtigen“ Spur.

Mit den gewonnenen Scentartikeln sollte man in dem Wirrwarr an Spuren den frischesten Scent herausfinden können. Unter den Scentartikeln befinden sich auch Artikel, die nicht den Individualgeruch der zu suchenden Person tragen. Die gilt es auszuschließen.

Durchaus mag der Hund auf einem vermeintlich „schlechten“ Scentartikel starten und undefinierte Bewegungsmuster zeigen. Diese Bewegungsmuster haben wenig mit der Körpersprache des Hundes zu tun, die für die Zwecke der Informationsgewinnung notwendig erscheinen. Gleiches gilt für den Hund, der sich selbstständig auf die Suche nach Scent macht, sich nicht führbar zeigt und seinen eigenen Interessen nachgeht. Viele Fehler und Probleme sind dem Verständnis des Hf am Ende der Leine geschuldet.

Auch sollte man die an einen herangetragenen Informationen Dritter nicht ausser Acht lassen. Es ergeben sich bei den Abgleichen der „guten“ wie „schlechten“ Scentartikel Übereinstimmungen, gleiches gilt für die damit verbundenen Ausarbeitungen, die später zur Informationsfindung hinzugezogen werden können. Die in der Praxis gewonnenen Erkenntnisse können später aus der eigenen „MindMap“ auf Kartenmaterial des Wohnumfeldgestaltung visualisiert werden und so dem Einsatzleiter einen besseren Überblick über die Arbeit des oder der Mantrailer-Teams geben.

Hier beginnt die Kür. Mit welchem Hintergrund hat man seine Ausbildung betrieben. Wie ist die Örtlichkeit gestaltet? Handelt es sich um eine ruhige Wohnsiedlung am Stadtrand, ein einzel liegendes Wohnhaus am Waldrand oder eine Plattenbausiedlung mit vielen Wegvariablen und Anbindungsmöglichkeiten.

Was ist nun die richtige Spur?

Folgt man den unterschiedlichsten Meinungen und trainiert seinen Hund auf die unterschiedlichsten Alterungen eines Spurverlaufs, wird man in einem solchen Geschehen wenig Chancen haben. In der Regel nimmt man eine Spur auf und läuft diese ab.

Im Zuge von vielen Trainingseinheiten hat es sich als wichtige Erkenntnis gezeigt, frühzeitig mit dem jungen Hund Spurüberlagerungen mittels dem Ausbildungstool Intensity motiviert zu erarbeiten. Es zeigt sich im Verlauf der Grundlagen aufbauenden Trainings, dass die Zeitabstände zwischen den Überlagerungen eng gehalten werden können. So sind auch die Spurlagen im Lebensumfeld einer zu suchenden Person.

Es ist zudem nicht notwendig diese Motivationsarbeiten wie auch das Grundlagentraining wissend über den Verlauf des zu erarbeiten Spurverlaufs zu bewältigen. Wichtig ist es mit dem Hund eins zu werden, ihn zu verstehen und seine Fähigkeiten zu nutzen. Später kann man aus den gleichbleibenden fundamentalen Bewegungsmustern seine Rückschlüsse zu dem Geschehen vor Ort ziehen und so Informationen gesammelt werden können.

Über die Jahre hat es sich bei den unterschiedlichsten Hundetypen und -rassen manifestiert, dass der Trailverlauf sicher angenommen und im Verlauf zu den älteren Spuren abgegrenzt wird. Die fundamentalen Bewegungsmuster der unterschiedlichsten Hunderassen sind gleich. Individualisieren kann man nur das Arbeitsverhalten, die Motivation, die der Hundetyp in die gestellte Aufgabe investiert.

Der Hund kommt mit vielen Fähigkeiten auf die Welt. Diese Fähigkeiten gilt es zu fordern und zu fördern. Das heißt, dass Trainingsgrundlagen einfach, kurz und motivierend sein müssen. Der Hund benötigt Erfahrungswerte um seine Fähigkeiten ausbilden zu können, damit wir sie in solchen Einsatzgeschehen für uns nutzbar machen können. Den Hund auf den frischesten Scent trainieren, bedeutet nicht, dass er später keine älteren Spurlagen ausarbeiten kann. Mit den passenden Grundlagen erlangen wir eine Basis für die späteren Realfälle.

Ein explizites Training der unterschiedlichen Veralterungen hat sich als hinderlich für eine gezielte Informationsfindung herausgestellt. Das was dem Hund in die Wiege gelegt wurde, sollte genau an diesem Punkt der Spurenausarbeitung gefördert werden. Der frischeste Scent führt zum angestrebten Ziel, sichert zum einen den Hund in seiner Arbeit wie auch aus seinem gezeigten Verhalten ergeben sich verwertbare Informationen für weitere Ermittlungen.

 

 

 

 

 

 

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