Korrektur von impulsivem Startverhalten: Die Hauswand-Übung im Mantrailing
In der Praxis erleben wir immer wieder, dass Hunde aufgrund bestimmter Motivationsmethoden, insbesondere durch den Einsatz sogenannter "Intensities", ein impulsives und unkontrolliertes Verhalten entwickeln.
Ein häufig auftretendes Problem ist das hektische Stürzen nach dem Sichtausschluss, sobald der Runner den Weglaufreiz setzt. Dies führt oft zu unpräzisen Suchverhalten, bei dem der Hund der Spur nicht selbstständig und fokussiert folgt. Der Hund verlässt sich zu sehr auf äußere Reize und Körpersprache des Hundeführers, statt auf die Spurführung selbst.
Typische Fehlerquellen in der Ausbildung
Einige häufige Ursachen für dieses Verhalten sind:
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Fehlender Aufbau der Übungen auf freien Grünflächen
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Eingeschränkte Selbstständigkeit des Hundes zugunsten besserer Kontrolle durch den Hundeführer
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Zu starker Kontrollwunsch des Hundeführers
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Unzureichendes Verständnis des Hundes für seine Aufgabe
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Komplexe oder missverstandene Intensities
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Zu früher Fokus auf das Abarbeiten von Aufgaben
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Frühzeitige Führung durch den Hundeführer im Training
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Früher Einsatz städtischer Trainingsgebiete, die zusätzliche Ablenkungen bieten
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Vernachlässigtes Leinenhandling
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Unbewusste Körpersprache des Hundeführers
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Fehlendes oder unzureichendes "Lesen-Können" des Hundes durch den Hundeführer
Die Rückkehr zur Selbstständigkeit
Um die entstandenen Verhaltensprobleme zu korrigieren, greifen viele Hundeführer auf externe Hilfsmittel zurück, wie zum Beispiel kurze Leinenführungen, die den Hund stärker kontrollieren, oder das langsame Vorantreiben des Hundes durch den Hundeführer. Oft wird versucht, das Verhalten durch lange, schwierige Trails zu korrigieren, in der Hoffnung, dass der Hund dadurch fokussierter wird. Dabei wird jedoch häufig übersehen, dass dem Hund an grundlegenden Verknüpfungen fehlt. Der Hund lernt dann eher, den Hundeführer zu "lesen", statt sich auf die Spur selbst zu konzentrieren.
Die Rückkehr zur Selbstständigkeit des Hundes erfordert oft unangenehme Rückschritte, die für den Hundeführer den Verlust ihrer gewohnten Komfortzone bedeuten. Es ist viel beeindruckender, von einem langen und komplexen Trail zu berichten, als von einer präzisen Gerade mit einer einfachen Richtungsänderung. Doch genau solche scheinbar einfachen Übungen sind entscheidend und werden oft vernachlässigt.
Die Hauswand-Übung: Ein Zielgerichtetes Training zur Verbesserung des Suchverhaltens
Die Hauswand-Übung wird gezielt eingesetzt, wenn Hunde:
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unkontrolliert arbeiten,
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ihre Motivation unklar ist,
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die Körpersprache des Hundeführers stark manipulativ wirkt.
Ziel der Hauswand-Übung: Das impulsive Rennen nach dem Sichtausschluss soll unterbrochen und in eine konzentrierte, selbstständige Sucharbeit überführt werden. Der Hundeführer darf den Trailverlauf nicht kennen, um die Körpersprache des Hundes nicht zu beeinflussen.
Vorbereitende Übungen
Bevor mit der Hauswand-Übung begonnen wird, ist es wichtig, dem Hund die Bedeutung des Geruchsartikels klarzumachen – ganz ohne direkte Suche. Im vertrauten Garten wird der Geruchsartikel (z. B. Jacken, Handtücher, Stofffetzen) abgelegt, während der Hund nicht anwesend ist. Darauf werden zwei Leckerchen gelegt. Der Hund wird anschließend in den Garten geführt, um Interesse an dem Geruchsartikel zu zeigen. Dies dient nicht der klassischen Übung, sondern lediglich dem Wecken von Interesse.
Durchführung der Hauswand-Übung
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Der Geruchsartikel wird nahe einer Hauswand abgelegt. Der Runner läuft 1 m von der Wand entlang und biegt nach wenigen Metern auf eine Grünfläche ab.
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Weder Hund noch Hundeführer dürfen den Startpunkt beobachten.
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Die Strecke sollte kurz sein, etwa 100 m. Ziel ist es, die Motivation des Hundes zu nutzen, ohne den Hund durch Körpersprache zu manipulieren. Der Hundeführer verhält sich währenddessen neutral.
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Der Hund wird 1–2 m vor dem Geruchsartikel in einem 90°-Winkel gestoppt. Meist zeigt der Hund durch die vorbereitenden Gartenübungen bereits Interesse.
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Der Hundeführer bleibt ruhig und bewegungslos. Geduld ist hier entscheidend. Der Hund wird ohne Hektik zum Geruchsartikel geführt.
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Beobachtungen wie das Kontrollieren des Artikels, das Beschnuppern oder das Umdrehen des Artikels sind zulässig und zeigen den Stand der Verknüpfungen.
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Hat sich der Hund für eine Richtung entschieden, wird die Leine (ca. 7 m) langsam freigegeben. Der Hundeführer folgt erst zum Schluss, ohne den Hund aktiv zu lenken.
Zielverhalten des Hundes: Der Hund soll selbstständig, unbeeinflusst und zielgerichtet die Spur aufnehmen. Diese Übung fördert die Selbstständigkeit des Hundes und verhindert, dass er auf die Körpersprache des Hundeführers angewiesen ist.
Zur Verdeutlichung drei Skizzen, die die Nutzung der Hauswand demonstrieren.
Fazit
Die Hauswand-Übung ist eine effektive Methode, um impulsives Verhalten zu brechen und die Konzentration und Selbstständigkeit des Hundes zu fördern. Durch den gezielten Verzicht auf Manipulation und Führung wird der Hund dazu angeregt, sich auf die Spur und nicht auf die äußeren Reize des Hundeführers zu konzentrieren. Diese Übung stärkt nicht nur die Bindung zum Hund, sondern hilft auch dabei, grundlegende Verknüpfungen zu festigen, die für eine erfolgreiche Mantrailing-Ausbildung unerlässlich sind.
Beispielvideos finden sich auf unserem Westlaekenteam-YouTube-Kanal.