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Intensity.....ein Regelwerk?

„Es ist nicht schwierig. Es ist nicht hart. Verwendet den Intensity, um Mantrailing zum größten Spass zu machen, den der Hund tun kann.“ K.J. Kocher

Definition: Der Intensity(Motivationsübung) ist eine kurze, fokussierte Übung, die das Interesse des Hundes kontrolliert auf eine vorgegebene Spur bringen soll und einen hohen Spassfaktor vermittelt.

Der Intensity unterliegt Regeln, die aufgeschlüsselt folgendes besagen.

Der Intensity sollte kurz sein, beginnend mit einem Sichtausschluss und im weiteren Verlauf mit einer Schwierigkeit. Als Trainingsörtlichkeit eignen sich über einen langen Zeitraum große freie Grünflächen. Zum einen sollen die Ablenkung im Anfang auf ein geringes Maß reduziert sein, um durch die Nutzung des Tools Intensity den Hund auf den Spurverlauf zu fokussieren.

Dazu gilt es sich im Speziellen einzelne Phasen des Intensities zu verdeutlichen. Der Hund wird an den Bereich des ausgewählten Startpunkts gebracht. Die Örtlichkeit sollte einen guten Sichtausschluss aufweisen, um dem Hund von Anfang an die Möglichkeit zu nehmen seine Augen zu nutzen, um ans Ziel zu kommen.

Es ist wichtig um dem Hund recht früh, egal welcher Rasse, welchem Ausbildungsstand oder welchem Alter er angehört, die Fähigkeit seiner Nase nahe zu bringen.

Als Beispiel sei hier mal die Mauer einer Hauswand oder eines Grundstücks erwähnt. Dicht an der Mauerecke wird durch den Hf das Geschirr abgelegt. Im Anschluss beschreibt der Hf mit dem an der Leine geführten Hund einen Kreis im weiteren Umfeld des Startpunktes. Gerade dieses „let the dog be a dog“ gibt dem Hund die Möglichkeit die Örtlichkeit geruchlich wahrzunehmen und möglichen Ablenkungen visuell zu erfassen. Letzteres gilt auch für den Hf. Wichtig ist für den Hf auch die Schwächen seines Hundes zu erkennen, zu erleben und damit arbeiten zu können.

Anschließend nach dem Kreis im Bereich des Startpunkts wird der Hund am abgelegten Geschirrs hinter dem Sichtausschluss positioniert. Über die Jahre und mit Blick auf „the Kocher Method“ hat sich das Fixieren des Hundes zwischen den Knien als hilfreich gezeigt, da beide Arme frei nutzbar sind und man sich somit nicht die Möglichkeiten nimmt, einen motivierten Hund zu frustrieren.

Vorbereitung
Das über dem Hund stehen muss man abgetrennt der Intensities dem Hund vermitteln. Dazu bietet sich die alltägliche Fütterung an. Je nach Hundecharakter und Sensibilität muss man es Schritt für Schritt über einen längeren Zeitraum in bekannten Bereichen ausführen. Es langt völlig aus, je nach Beeinträchtigung durch die Nähe des Hf, wenn man sich im Bereich des Hundes aufhält. Nach wenigen Übungseinlagen, stellt man sich hinter den Hund und verkleinert die Distanz, bis man schlussendlich breitbeinig über dem fressenden Hund steht. Um es noch zu verdeutlichen, braucht es bei einem Welpen wenige Tage, bei einem adulten Hund braucht es länger.

Details zum Aufbau
Zurück zu der Fixierung zwischen den Knien. Diese Fixierung ermöglicht ein komfortables Anlegen des Geschirrs und lässt zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeiten erste Informationen durch die Kopfbewegungen des Hundes wahrzunehmen. Zu keinem Zeitpunkt des Starts sollte der Hund nie in Trailrichtung gestartet werden.

Nach Anlegen des Geschirrs tritt der der Runner an das Team heran. Er hat einen großen Geruchsartikel bei sich und eine geeignete Belohnung. Mit der Präsentation und Ablegen des Geruchsartikels vor dem Hund und der in Aussicht gestellten Belohnung läuft der Runner aus dem Blickfeld des Hundes. Es ist von Vorteil, wenn der Hund dem Runner mit Blicken nicht mehr folgen kann. Da der Hund entgegen der Trailrichtung zwischen den Knien des Hf fixiert am Startpunkt verweilen muss, versucht er durch Drehen des Körpers dem Runner visuell folgen zu können. Diese Bewegung wird uns im Zuge weitere Training gerade in nicht angereizten Trainingssituationen wertvolle Hinweise zum Verlauf der Geruchsspur vom Geruchsartikel weg, liefern. Der Hund komplettiert die Kopf- und später mit fundamentalen Bewegungsmustern um den Startbereich auszuarbeiten. Das sogenannte Prescenting verdeutlicht recht schnell in welcher Richtung der Hund sich nach dem Freigeben bewegen wird. Dazu den Anfangskreis (lesendeshundes.com).

Für den Runner gilt, dass er über die freie Grünfläche läuft in einer Gerade und anschließend an einem imaginären Punkt eine Richtungsänderung durchführt. Im Anschluss sucht er sich nach einer überschaubaren Distanz eine Versteckmöglichkeit. An dieser Stelle sei angefügt, dass es bei dem Spurverlauf nicht auf Schwierigkeiten ankommt. Viel wichtiger ist, dass an diesem Punkt man als Hf nicht viel wissen muss. Selbst mit einem knapp 16 - 20 Wochen alten Junghund kann man an diesem Punkt mit vertrauensbildenden Maßnahmen beginnen kann. „Trust your dog“ beginnt nicht mit dem Wissen über den Verlauf eines Trails. Es beginnt viel früher, da auch der Hf am Ende der Leine seine Hausaufgaben machen muss und sich nicht in seinem erworbenen Kontrollzwang bewegt.

Mit dem Freilassen des Hundes aus der Fixierung bringt sich der Hund schnell auf die Spur und folgt dieser. Da wir eine 6 -7m lange Leine verwenden, bleibt dem Hf die Chance seinen Hund abwartend zu beobachten und sich dann im Anschluss auf dem letzten Meter der Leine mitziehen zu lassen. Wichtig an diesem Punkt ist es, die Länge der Leine auszunutzen um auch genügend Informationen und fundamentale Bewegungsmuster wahrnehmen zu können. Der Hund braucht die Möglichkeit seine Fähigkeiten nutzen zu können. Er braucht Raum um später einen Anfangkreis zum Abgleich laufen zu können. Die Bewegungsmuster sind später wichtig um das Verhalten des Hundes in den unterschiedlichsten Situationen verstehen zu können.

Je nach Motivation, Ausbildungsstand und Fokussierung auf die Spur kann dies mit mehr oder weniger Kontrolle und Leinenzug erfolgen. Kontrolle bedeutet an diesem Punkt nicht, dass der Hf die Führung übernimmt. Seine eigenen bewußte wie unbewußte Körpersprache muss man kritisch hinterfragen um sich als gleichwertiger Partner in diese wichtigen Teamarbeit einzufinden.

Bei Welpen ist es wichtig, dem Hund nicht durch den aufkommenden Kontrollzwang das Spiel, dass es ist und bleiben soll, zu verleiten. Mit leichtem Zug auf der Leine folgt der Hf seinem Hund und lässt ihn schnell zum Ende kommen. Es fördert das beiderseitige Vertrauen und ermöglicht dem Hund schnell an seine in Aussicht gestellte Belohnung zu gelangen. Eine solche Übung sollte nicht länger wie 2 - 10 min. dauern. Es geht nur um die Fokussierung auf die Spur, das Überwinden der Distanz und Ausblenden der an der Trainingsörtlichkeiten vorhandenen Ablenkungen.

In den späteren Trainings gilt es die Örtlichkeiten jedesmal zu wechseln um dem Hund notwendige Erfahrungen zu seinen angeborenen Fähigkeiten geben zu können.

Im Verlauf der Ausarbeitung zeigt der Hund auf den Geraden sogenannte Flowing Negatives. Das sind deutliche Informationen für den Hf, dass der Hund den Spurverlauf wahrgenommen hat und nun nach links und rechts abgleicht, wo sich der Geruch verliert. Er zeigt deutlich Negative und grenzt die Spur durch das geradlinige Überlaufen ein. Siehe dazu Mantrailer Franken

Am Punkt der Richtungsänderung zeigt der Hund durch Kreisbewegungen an, dass er die Spur verloren hat. Er muss sich orientieren in welche Richtung die Spur weiterführt. Diese Kreisbewegung wird in der Regel durch „Head turns“, „Kopfbewegungen“ angekündigt. Auch kann er die Spur überlaufen hat, was in einer späteren realen Situation dem Hf verdeutlich, dass der Trail nicht in der abgebrochenen Richtung weiter geht. Wichtige Informationen, die der Hf, sich in seiner Mindmap merken muss, um bei einem völligen Verlust der Spur einen möglicherweise neuen Ansatzpunkt suchen zu können. Weiterhin gilt für den Hf, dass er die Kreisbewegung am Ende der Leine mitgeht. Er darf nicht stehenbleiben, muss sich zwingend bewegen um dem Hund seine Aufmerksamkeit auf die Spur nicht zu nehmen. Ihn nicht abzulenken oder durch das Stehenbleiben auf etwas aufmerksam zu machen.

Je einfacher man sich mit seinem Hund auf solchen einfachen Spurverläufen bewegt, umso schneller verinnerlichen sich bei den Wiederholungen Erfahrungswerte und Fokussierung. Da die Örtlichkeiten bei jedem Training gewechselt werden, ergeben sich bei jedem Training neue Erfahrungswerte, nicht nur für den Hund auch für den Hf. Der Hund wird seinen Job verinnerlichen und sich zügig bis schnell wie auch zielstrebig auf den Spurlagen bewegen wollen. Der Hf lernt in den kleinen Übungen sich dem Hund anzupassen, ohne das er seinen Kontrollzwang ausübt und den Hund in seinem Tun manipuliert. 

Wenn der Hf nach den ersten Intensities seinem Hund sicher folgt, kann er bei der Richtungsänderung den Hund durch ein Lob unterstützen. Korrekturen sind an der Stelle im Aufbau eher fehl am Platz, da je nach Intensität und Verinnerlichung der Fokussierung man dem Hund durch einen Leinenruck die Motivation nehmen kann. So begrenzt man seinen Hund selber und nimmt Beeinflussungen vor, die nicht zielführend sind. Es ist ein dynamisches Arbeiten, was ein wenig Training für den Hf bedeutet. Das Zusammenspiel soll fliessend sein. Heißt, der Hund führt und nimmt seinen Hf am Ende der Leine mit.

Der Hund selbst wird in kürzester Zeit das Spiel spielen und den Laufweg des Runners schnellstmöglich und eng folgen. Die gewählten Zeitfenster sollen über einen langen Zeitraum klein gewählt werden, damit die Übung auch ergebnisreich abgeschlossen werden kann. Motivation ist nicht schädliches und es macht auch nicht blöd, wie oft kritisiert wird. Das größte Problem sind wir am Ende der Leine, da wir versuchen dem Hund das Suchen beizubringen. Der kann es und wir müssen es für uns lebbar machen.

Abschluss der Übung ist es, den Runner in seinem Versteck zu finden und sich dort die Belohnung abzuholen. Auf eine Anzeige muss man sich im Beginn der Ausbildung keine Gedanken machen. Hat der Hund die Erfahrung gemacht über das Folgen des Geruchs zum Ziel zu kommen, ist sicher, lässt sich eine Anzeigenübung schnell implementiert. Erreicht der Hund den Runner, sollte es dort eine Party geben um Motivation hochzuhalten und Fund gebührend zu feiern.

Das funktioniert bei vielen Hunden. Auch gibt es Hunde, die sich eher zurückziehen, wenn es beim Runner zu laut und hektisch wird. Bei der Ausbildung von Diensthunden haben wir in den zurückliegenden Seminaren immer Abstand von diesen Parties genommen, da durchaus andere Faktoren den Hund ansprechen. Gleiches gilt für die Anzeigenübung. Durchaus zeigt der Hund sich gegenüber dem Runner griffig, was wenig mit den vermittelten Trainingshintergründen, der Fokussierung auf die Spur und Zielstrebigkeit schnell zum Ende zu kommen, zu tun hat. Hier werden die schon hochmotivierten Hunde an der straffen Leine vor dem Runner auf Abstand gehalten. Sollte mit einem Spielzeug bestätigt werden, dann wird das Spielzeug auf diesem Abstand zugeworfen.

Zu dem ersten Intensity wird im Anschluss ein zweiter Intensity angefügt. Auch wie schon erwähnt nutzt man wieder einen guten Sichtausschluss, damit der Hund den Runner nur weghuschen sieht. Es soll die Nasenleistung trainiert werden und nicht die Augenleistung. Es läuft alles in ähnlicher Form ab, wie im ersten Teil beschrieben.

Für den ein oder anderen mag diese Grundlagenarbeit eintönig sein, jedoch gilt es Hund und Hf auf den Weg zu bringen, der lang, steinig und Frust beladen sein kann. Recht häufig zeigen sich an vielen Punkten und den verschiedenen Phasen einer Ausarbeitung Missverständnisse zwischen dem Hf und seinem Hund. Das Vertrauen fehlt und auch die Erfahrung sich hinter dem Hund einzureihen. Zu fühlen, was er wahrnimmt, zu sehen, wie er der Spur folgt und Widrigkeiten mit seinen fundamentalen Bewegungsfiguren abzugleichen, beschäftigen uns gerade im Beginn einer Ausbildung sehr. Es läuft nicht immer wie an der Schnur gezogen. Jedoch können wir mit den kleinen Übungen eine gute Bindung zwischen den unterschiedlichen Teampartnern, Fokussierung auf die Spur und auch Vertrauen in das Team bringen um späteren Aufgaben, aufgrund der Vielseitigkeit der Trainingsmöglichkeiten mit anschließendem Einfügen des Component-Trainings nach the Kocher Method Lösungen zu geben. 

Den Hund lesen zu können, funktioniert nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit und viele Wiederholungen für den Hf, dem in der Regel die Fähigkeiten des Hundes fremd sind. Dem einen Hf fällt es leichter, da er eine guten und sensible Beobachtungsgabe mitbringt und dann gibt es die anderen Hf, die sich mit den Bewegungsmustern des Hundes schwer tun.

In all den Jahren bei den unterschiedlichsten Hundetypen und -rassen hat sich das bewahrheitet, was Kevin Kocher in seinem Buch geschrieben hat. Alle Hunde, egal welcher Hunderasse zeigen die gleichen fundamentalen Bewegungsmuster. Je nach gelebter Motivation sind diese Bewegungsmuster mehr oder weniger deutlich zu erkennen. Hat man diese für sich verinnerlicht, dann fällt es einem bei einem Wechsel des Hundes nicht schwer auch diesen im Anschluss weniger Trainingseinheiten zu verstehen.