Ein paar Gedanken zum Trail legen
Es gibt viele verschiedenen Meinungen. Insbesondere zu dem Thema des „Trail legens“ gibt es durch verschiedenste Berufene einige Hinweise, wie man solch einen Trailverlauf gestalten soll.
Da wird empfohlen den Spurverlauf mit dem Wind zu legen. Besonders weist man daraufhin, dass gerade bei speziellen Ausarbeitungen der Hund via Leinenkontrolle verlangsamt wird um den schon bekannten Spurverlauf ausarbeiten zu können. Es wird das Arbeitsverhalten des Hundes in die unterschiedlichsten Phasen geteilt. Es werden spezielle Schwierigkeiten trainiert, die Länge des Trails variiert, Liegezeiten des Trails verändert, Trailgebiete mit vielen Ablenkungen ausgewählt.
Wie geht es dem Hund dabei. Eine Antwort werden wir nicht erhalten, der Hund als Individuum ist anpassungsfähig und zeigt auf die unterschiedlichsten Ausbildungsmeinungen Ergebnisse. Jedoch können wir diese Ergebnisse verschiedenster Ausbildungsstrukturen vergleichen. Festzustellen ist, dass keiner trotz dem unterschiedlichsten Kontrollzwang und ausgefeilter Legetechnik für Trailverläufe das Rad neu erfunden hat. Der Hund kommt mit Fähigkeiten zu uns. Die gilt es zu fordern und zu fördern. Je nach Hunderasse interessieren sich die einzelnen Individuen mehr oder weniger für Spuren. Tierspuren sind allen sehr nah und werden auch umgehend angenommen, begutachtet, erschnüffelt. Bei der menschlichen Spur sieht es nunmal anders aus. Über das Meuteverhalten lassen sich kleinere Spurlagen im gemeinsamen Spiel zwischen Hund und Hf ausarbeiten. Ob es je nach Art und Weise des Umgangs und der Bindung so emotionsfrei erfolgt, wie so mancher Trainer es sich vorstellt, lasse ich mal im Raum stehen. Wie belastbar die spätere Teamarbeit ist, bleibt dahingestellt.
Schlussendlich haben wir einen Hund an der Leine und degradieren seine Fähigkeiten, setzen ihn unter eine Kontrolle, halten ihn eng an der Spur. Stressen, korrigieren und beeinflussen ihn nachhaltig um einen bekannten Trailverlauf ausgearbeitet zu bekommen. Wir trainieren Puzzles und Muster. Später wundern wir uns, warum es nur bedingt erfolgreich ist und suchen nach Erklärungen, die wir mit weiteren ausgeklügelten Trainingsstrukturen verbinden und den Trailverlauf um weitere Schwierigkeiten, vergessen das Individuum Hund und den Gedanken an seine Fähigkeiten. Das selbstgebastelte Kartenhaus stürzt ein, wenn sich die Realität einfindet. Der Trail nicht so gelegt ist, wie es aus der Vielzahl routinierter Trainingseinheiten bekannt ist, der Backup nicht helfen kann, da er den Verlauf ebenfalls nicht kennt. Was haben wir in der Regel, wenn ein Mensch verschwindet und eine hohe Erwartungshaltung auf dem Ergebnis eines Mantrailer-Teams liegt? Sehr wenig und selten umfassend, um zu einem schnellen Fund zu kommen. Das Training selbst läuft jedoch anders. Bei jedem Training hat der Hund seinen Fund um nicht den Spass an der Arbeit zu verlieren. Auch unsere Frustrationsgrenze wird gering gehalten. Wenn was nicht funktioniert, werden die Hilfen von Dritten erhöht um das Ergebnis wieder stimmig zu machen. Damit wird überall geworben. Man kommt von A nach B. Es werden Demo-Trails gezeigt, in denen das Team trotz absurdester Schwierigkeiten ans Ziel kommt. Ob nun die U-Bahn-Haltestelle, der Wochen- oder Weihnachtsmarkt oder der Fahrstuhl in einem Mehrfamilienhaus, alles wird als möglich gezeigt. Leider sieht die Realität anders aus. Ein Mensch verschwindet. Er hinterlässt eine Geruchsspur. Dazu kennen wir den Ort, von wo die Person abgängig ist. Jetzt ist es kein Training, es ist Realität. Die Person hat sich keine Gedanken um den Wind gemacht, auch nicht um Schwierigkeiten, die nicht trainiert wurden. Sie hat in ihren Gedanken vertieft ein Ziel aufgesucht, was wir nicht kennen. In vielen Trainingseinheiten haben wir unseren Hund kontrolliert und sind über bekannte Spuren zum Ziel gekommen. Jetzt gibt es nur den Hinweis, dass jemand vermisst wird. Wo er hingelaufen ist, ist nicht bekannt. Auch der Backup hat keine Möglichkeiten uns bei der Suche zu helfen.
An dem Startpunkt, Point last seen, ergeben sich die ersten schon unlösbaren Schwierigkeiten. Ein belebter Innenstadtbereich mit angrenzender Fußgängerzone. Das routinierte Training hat jedoch an Örtlichkeiten stattgefunden, an denen weniger Ablenkungen herrschten, die Umgebung überschaubar war. Jetzt in dem Beispiel viele Möglichkeiten in eine Richtung zu verschwinden. Wie sich der Scent an solchen Örtlichkeiten verteilt, wissen wir nicht. Es ist auch uninteressant, welche Gehweg-, Straßen- oder Schaufensterseite er genommen hat. Der Mensch ist verschwunden und benötigt eventuell Hilfe.
Haben wir dem Hund seine Fähigkeiten gefordert und gefördert? Haben wir genügend Erfahrungen zusammen gesammelt um zumindest zielführend Hinweise für weitere Ermittlungen geben zu können? Die Prüfung ist bestanden, die letzten Trainings waren herausragend, Einsatztrainings wurden absolviert. Nun in der Realität geht es nicht um das ebenmal ausprobieren. Der Hund verfolgt Spuren und es ist recht einfach ohne große Schnörkel, motiviert, ihn auf die menschliche Individualspur zu bringen.
Mit einem jungen Hund beginnen wir frühzeitig mit den Intensives. Wichtig dabei ist die freie Grünfläche. Keine Eingrenzungen, keine Kontrolle über gewachsene und durch Bebauung erschaffene Strukturen.
Die Einfachheit der Übung: eine Gerade mit einer Richtungsänderung. Genau an diesem Punkt beginnt es, das Lesen lernen der fundamentalen Bewegungsmuster. Genau an dem Punkt beginnt ebenfalls ohne Wissen über Richtungsänderung, die Länge der Geraden, dem Versteck des Runners die Fähigkeiten des Hundes zu nutzen. Genau hier beginnt auch der Hf seinen Hund zu verstehen, mit ihm zusammen zu arbeiten, ihm zu folgen. Das ganze kann nur in einer gut strukturierten Gruppierung funktionieren, nie als Einzelkämpfer.
Was der Hund sich als Leitgeruch manifestiert, wissen wir nicht. Wie sich der Scent des Runners verteilt auf dem gelaufenen Weg, wissen wir ebenfalls nicht. Wie der Wind den Scent verträgt, ist nebensächlich, doch zeigt der Hund recht deutlich, was er zu welchem Zeitpunkt unter den gestellten Regeln und der eingebrachten Motivationsübung wahrnimmt. Dafür muss er nicht eng geführt werden. Der Hund hat die Nase und passend angeleitet, geht vieles dynamisch.
Es braucht Zeit. Der eine versteht es schneller, ein anderer braucht noch kleinere Schritte um seinen Job zu begreifen. Gleiches gilt für den Hf am Ende der Leine.